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„Leidenschaft 8000“ mit Gerlinde Kaltenbrunner an der Uni Passau

GeoComPass, die Geographische Gesellschaft Passau e.V. ist bereits seit fast zehn Jahren fester Bestandteil an der Uni Passau.  Zur 110. Veranstaltung wurde die bekannte Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner eingeladen, die als erste Frau alle vierzehn 8000er in den Bergen des Karakorum und Himalaya ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen hat.

Wie kommt man auf so verrückte Ideen und Leidenschaft 8000?

Als Kind schon ging Gerlinde jeden Sonntag – die Bergschuhe bereits angezogen – zuerst in die Kirche, und dann sofort ins Gebirge. Nach Bergsteigen und Skifahren begann sie mit Eisklettern und so entwickelte sich die Idee zur „Leidenschaft 8000“. Um sich auf das große Abenteuer vorzubereiten, fuhr die ehemalige Krankenschwester jeden Tag 40km mit dem  Fahrrad zur Arbeit.

2011 versuchte Gerlinde zum siebten Mal – zusammen mit einem Team aus sechs verschiedenen Nationen – den K2, den wohl schwierigsten aller 8000er, zu bezwingen. Alle, bis auf das Teammitglied Ralf, haben es bisher nie ganz bis zum Gipfel geschafft.

Der sechstägige Weg bis zum Basislager wurde von 35 Kamelen begleitet, ohne die es kaum möglich gewesen wäre, die reißenden Flüsse zu überqueren und den Proviant für die Jausen der nächsten Wochen zu transportieren. Vom Basislager auf c.a. 5000m wurde sich dann langsam in Richtung Gipfel vorgetastet

Welches waren die größten Herausforderungen bei den Expeditionen?

Neben der beißenden Kälte und der dünnen Luft hat die Bergtruppe noch den Einbruch eines Zeltes unter der schweren Schneemasse, Schwierigkeiten mit der Genehmigung für den Aufstieg des K2 über China und eine Bronchitis-Erkrankung meistern müssen. Die einzige Aktion, die Gerlinde in ihrer zwanzigjährigen Profibergsteiger-Karriere als Scheitern bezeichnet, ist der Verlust eines Teamkollegen beim sechsten Versuch den K2 zu besteigen.

Woher kommt die Motivation, solche Risiken auf sich zu nehmen?

„Jeder Berg ist schön, und total anders“, sagt Gerlinde und erzählt von unglaublichen Sonnenaufgängen, die ihr immer wieder die irrsinnige Kraft geben, weiter ihr Ziel vor Augen zu halten.

Auf 7900m saß das Team dann wegen schlechten Wetters zwei Tage im vogelnestartigen Ersatzzelt fest. Wieder im Basislager angekommen, saß das Team weitere 14 Tage auf engstem Raum beisammen, bis der Meteorologe den perfekten Bergtag bei minus 27°C und mäßigem Wind vohersagte – man müsse jedoch bei schlechtem Wetter starten. Ralf plagte irgendwann das schlechte Bauchgefühl und er kehrte um. 36 Stunden später konnte das Team über Funk den ersten Kontakt zu ihm aufnehmen – zu ihrem Glück, denn nunmehr auf 8000m gestaltete sich das Weiterkommen wegen des vielen Neuschnees als sehr schwierig. Ralf war es dann, der über das Fernglas eine potenzielle Aufstiegsmöglichkeit entdeckte und lotste das dreiköpfige Team per Funk bis zum Gipfel des K2.

Aber ein Aufstieg ist erst vollbracht, wenn alle heil ins Basislager eingekehrt sind. Das Essen war längst ausgegangen, weil das kleine Team so lange festgesessen hatte. Außerdem mussten die Seile wieder mit zurück, sodass jeder letztendlich auf ein Rucksackgewicht von 35kg kam. Am Ende zählt jedoch nur noch die positive Erinnerung an das erreichte Ziel, das für Gerlinde und ihr Team immer ein unglaubliches Erlebnis bleiben wird und welches sie ohne Ralfs lotsen vielleicht gar nicht geschafft hätten.

Ein wirklich spannender Vortrag in familiärer Atmosphäre. Die Bilder und Videos der Exkursionen haben uns von ihrer Leidenschaft überzeugt!

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