NRW, Wandern
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Wildes NRW: So vielfältig kann Wandern sein

Innerlich kämpfe ich immer noch regelmäßig mit dem Gedanken, dass in Bayern die Natur und die Berge doch einfach besser sind. Aber wieso denke ich das eigentlich? Klar, die Berge sind höher, die Aussicht ist weiter. Aber bedeutet höher und weiter auch immer gleich besser?
Bei der #rauszeitlust* wurde mir gezeigt, wie schön und wild NRW eigentlich ist.
Ich war in verschiedenen Regionen unterwegs und habe einige perfekte Wanderspots kennengelernt. Von tiefen Wäldern, weiten Aussichten, langen Wanderwegen bis jahrtausendealter Vulkangeschichte ist alles dabei. Und noch mehr: Jede Region hat seine eigenen tollen Projekte für die Natur und mit der Natur. Genau davon möchte ich euch gerne berichten:

Heide im Teutoburger Wald, Senne

Zusammen mit dem Ranger und seinem Jeep auf den Spuren der Tiere

1) Tiererlebnis-Wandern im Teutoburger Wald

Eigentlich kennt man es ja aus Nationalparkgebieten, dass der Natur beim Wachstum freien Lauf gelassen wird und der Mensch in keinerlei Hinsicht in die Entwicklung eingreift. Anders ist es im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge: Das Gebiet ist nicht nur Einzigartig in seiner Substanz: Nirgendwo sonst in Deutschland liegen Sandboden und Kalksteingebirge so dicht beieinander. Entsprechend sind Flora und Fauna unglaublich vielfältig. Genau das macht sich das Naturschutzprojekt Senne und Teutoburger Wald zugute: Auf 220ha Waldweidegebiet haben Exmoorponys und Schottische Hochlandrinder die Aufgabe, durch Tritt und Verbiss Lebensraum für licht- und wärmeliebende Tiere zu schaffen.

Hochlandrinder im Teutoburger Wald

Schottische Hochlandrinder im Teutoburger Wald

Exmoorponys im Teutoburger Wald

Exmoorponys im Teutoburger Wald

Als Wanderer und Mountainbiker kann man das Waldstück wunderbar sportlich nutzen. Dabei auf die friedlichen freilebenden Tiere zu stoßen ist wirklich ein atemberaubendes Erlebnis.

Teutoburger Wald/Eggegebirge: Ein toller Outdoor-Ort mit besonderen Begegnungen.

Sandboden im Teutoburger Wald

Sandboden im Teutoburger Wald – Optimal zum Wandern und Joggen.

2) Felsenkraxeln im Sauerland

Sauerland? Wie viele andere verbinde auch ich das Sauerland mit Skibetrieb in Winterberg, aber dieses Bild ist viel zu einfältig. Mit der Sauerland Waldroute  (240km) und dem Rothaarsteig (154km) als zertifizierte Wanderwege hat dieser Teil NRWs wirklich noch einiges mehr zu bieten. Besonders beeindruckend sind meiner Meinung nach die Felsen der Bruchhauser Steine.

Wo sich vor 400 Millionen Jahren noch das Meer befand, türmen sich jetzt diese massigen Quarzstein-Brocken vulkanischen Ursprungs. Um den Gipfel zu erreichen muss man das harte Gestein mit Händen und Füßen bezwingen. Vor 50 Jahren waren die Brocken auch noch beliebte Kletterfelsen. Allerdings stehen sie jetzt unter Naturschutz, weil sich hier zur Brutzeit der Wanderfalke und der Uhu einnisten. Ein Abstecher bei der Rothaarsteig-Wanderung ist ein Muss. Auch jeder einfache Besuch lohnt sich allemal – trotz der paar Euro „Eintritts“Geld. Der Weg und die Aussicht vom 756m hohen Gipfelkreuz ist hervorragend. Von hier aus sieht man auch auf die anderen Bruchhauser Steine.

Was ihr unbedingt im Hinterkopf behalten solltet: Zwischen Weihnachten und Neujahr findet jährlich eine Fackelwanderung statt. Sobald der Termin feststeht, wird er hier veröffentlicht.

Bruchhauser Steine: Ein Traum zum Kraxeln, Wandern, Weitblicken.

Feldstein, Bruchhauser Steine, Sauerland

Unsere Ranger genießen den Panoramablick am Feldstein

3) Kneippwandern in Olsberg

Jetzt mal weg vom reinen Naturspektakel hin zur Heilkunst. In Olsberg, dem ältesten Kneipport Deutschlands, kann man einiges von der naturnahen und bewussten Lebensweise erfahren. Das Ziel: Mit Bewegung, Wasser, Kräutern und der inneren Balance „Gesundheit entstehen lassen“ – ganz nach Pfarrer Kneipps Philosophie „Tu etwas für die Gesundheit, dann brauchst du nichts gegen Krankheit tun“.

Maxsstollen, Kneippweg, Olsberg, Sauerland

Olsberger Kneippweg: Vorbei am alten Maxstollen

Olsberg ist entsprechend ausgestattet: 40 Kilometer langer Olsberger Kneippweg, sechs natürliche Kneippstellen und Kneippweganimateuren/Kneippexpertinnen wie Gudrun Hagemeister, die in den Schulferien sogar kostenlose Kneippwanderungen anbieten. Der zertifizierte Kneipppfad wurde von WDR-Zuschauern neulich sogar als „schönster Weg NRWs“ gekürt.

Der Kneippweg ist schon eine Herausforderung mit 1434 Höhenmetern, die es zu bewandern gibt. Hinzu kommt, dass Kneippen eine Kunst für sich ist und gelernt sein sollte:

Kneippstelle, Kneippweg, Olsberg, Sauerland

Eine der sechs natürlichen Kneippstellen auf dem Kneippweg

Das Kneipp ABC

Um den Entgiftungsprozess des Körpers richtig zu aktivieren, gibt es einige Punkte zu beachten:

  1. Niemals kaltes Wasser auf kalte Haut. Der Körper sollte erwärmt sein, zum Beispiel durch Bewegung oder Sauna.
  2. Kneippen mit den Beinen hat ermüdende Wirkung, Kneippen mit den Armen belebende Effekte.
  3. Die Haut muss von dem Wasser ummantelt werden. Deshalb muss man 1) mit den Beinen storchenartig durch das Wasser stapfen. 2) Bei den Armen ist es wichtig, über den Armrücken vom kleinen Finger aus mit dem Wasserstrahl aus der Gießkanne bis zum Ellbogen zu fahren und zurück zum Daumen; anschließend das Gleiche auf der Arminnenseite und schließlich am anderen Arm.
  4. Auf keinen Fall abtrocknen. Erst durch die Verdunstung entgiftet sich der Körper.

Apropos Entgiftung, die schweren Wanderfüße haben wir durch unseren Barfuß-Spaziergang entgiftet. Das Laub und kleine Steine sind eine tolle Fußmassage.

Kneippwandern: Tolles Wandererlebnis, wo man mehr als nur die Beine und Füße spürt.

4) Vollmondwandern in NRW

In NRW kann man an verschiedenen Orten vollmondwandern, zum Bespiel um und auf den Lörmecke-Turm im Sauerland mit Ranger Oliver.

Lörmecketurm, Sauerland mit Ranger

Lörmecke-Turm mit Ranger Oliver Szodruch: Aussicht aufs Sauerland

Wer bei der Vollmondwanderung noch nach einem weiteren Extra sucht, den sollte es nach Siegerland-Wittgenstein verschlagen.

Die Region ist der „Arm eines einzigartigen Artenschutzprojektes“. Im Rothaargebirge, in den Wittgensteiner Wäldern, gibt es seit 2013 wieder freilebende Wisente, die größten Landsäugetiere Europas. Weil sie frei herumlaufen und so kaum von Menschen erlebt werden können, wurde das 20ha große Gehege, die „Wisent-Wildnis“ geschaffen.

Rothaarsteig, Wisent-Pfad, Siegenland, Wittgenstein

Hier verläuft der Rothaarsteig und der Wisent-Pfad

Ich bin zwar kein Fan von Tieren in Gehegen, aber zum „Kennenlernen“ der Tiere eignet sich der drei Kilometer lange Rundweg um das Gehege optimal für Familien (Alternativ: 13km Wisent-Pfad). Aufgrund einiger Gegner des Projekts ist die „Wisent-Wildnis“ also eine gute Gelegenheit, Berührungspunkte mit den Wildtieren zu schaffen.

Und hier kommt das Extra: Bei Vollmond strahlt das Gehege im Mondschein und umrandet die Schatten der Wisente. Ein unglaubliches Erlebnis. Leider hatten wir Pech mit dem Wetter und der Mond hat sich hinter den Wolken versteckt, aber es ist ein absoluter Wunsch von mir, noch einmal im Mondschein zu wandern. Neben Vollmondwanderungen bietet Heidi Dickel auch Kräuterwanderungen und Krimiwanderungen an.

Wisent-Wildnis: Für das Mondschein-Tiererlebnis Top, für herausfordernde Wanderungen Flop. Dafür bietet sich aber ja das Rothaargebirge an.

Fazit

Wie ihr seht, es gibt im wilden NRW einiges zu erleben: Von einzigartigen Tierbegegnungen, kleinem Gipfelglück im Sauerland und Erlebniswandern mit allen Sinnen am Kneippwanderweg ist das Entdeckungspotenzial sehr vielfältig.

Habt ihr auch schon Wanderungen mit besonderen Erlebnissen gehabt?

Waldgebiet Siegerland-Wittgenstein

Siegerland-Wittgenstein: Der Waldreichste Kreis Deutschlands

Wer mehr über das wilde NRW erfahren möchte, kann weitere Infos bei Beatrice auf Reisezeilen.de nachlesen: Von einer, die in den Wald ging und Rinder und Pferde fand

*Hinweis: Bei der #rauszeitlust handelt es sich um Entdeckerreisen in NRW, die im August und September 2016 für Journalisten und Bloggern vom NRW Tourismus organisiert wurden. Zur #rauszeitlust wurde ich vom NRW-Tourismus eingeladen.

Weitere Bilder und Infos findet ihr unter dem Hashtag.

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9 Kommentare

  1. Sehr schöner, Lust machender Artikel. Vielen Dank!
    Erwähnenswerterweise fehlt für das Sauerland neben dem Rothaarsteig und der Waldroute noch de Sauerland Höhenflug als dritter, langer Fernwanderweg mit 240 Km.

    • Danke Dir! Ja, vom Sauerländer Höhenflug habe ich nach dem Artikel jetzt schon mehrfach gehört. Muss ich unbedingt mal testen. Danke für den Tipp! 🙂

  2. […] Ich war ein Wochenende in Nordrhein-Westfalen unterwegs und es hat es mich begeistert, so viel Natur und Wildlife unmittelbar vor der Haustür zu entdecken. Zur #rauszeitlust-Tour wurde ich von Tourismus NRW eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen. Mehr Impressionen von unserer Tour gibt es bei Heldenwetter Faszinierende Felsen, oder: Wie wir Orte nutzen und im OutZeitBlog Wildes NRW: So vielfältig kann Wandern sein. […]

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