Portugal kennt man meistens aus der Surfer- und Campervan-Szene. Die meisten machen sich auf den langen Weg dorthin, um die tosenden Wellen, die Strände und langen Felswände zu genießen; und teilweise auch um dem deutschen Winter zu entkommen.
Ich war sehr gespannt auf die Küstenlandschaft als ich zum ersten Mal dorfhingeflogen bin: Diese Weite, das maritime Klima, die Sonnenuntergänge, die Pinienwälder und alles Gute, was man so gehört hat. Und jetzt freue ich mich, Euch meine Erfahrungen ebenfalls weiterzugeben. Neben ausgefallenen Unterkünften, besonderen Restaurants und naturbelassenen Stränden habe ich natürlich auch eine Küstenwanderung im Urlaubs-Repertoire. 🙂
Natur-Oase Algarve
Was mir am allerbesten an der Algarve gefallen hat: Dadurch, dass die Küste weitestgehend Naturschutzgebiet ist, ist die Küstenlandschaft so gut wie frei von Hotelanlagen. Den Meerblick gibt es daher in einer vollkommenen Kombination aus Felsen, Strand und purer Natur.
Erster Stopp: Odeceixe
Odeceixe ist ein sehr schnuckeliges Örtchen, durch dessen Gassen man wunderbar schlendern kann. Im Zentrum gibt es ein paar lokale, die zu einem Bier oder Café con Leite und Pasteis de Nata einladen. Ein Spaziergang hoch zur historischen Windmühle Moinho de Odeceixe lohnt schon alleine für den Panoramablick über den Ort und die umliegenden Felder.
Strand und Wandern in Odeceixe
Wir sind durch Zufall am Strand Praia de Adegas gelandet. Erst als wir alle Stufen der Klippen hinuntergegangen, sind haben wir gemerkt, dass es ein FKK Strand ist. Natürlich ist man nicht gezwungen sich auszuziehen, aber die meisten Leute sind nackt. Da ich persönlich auch sehr gerne in die Sauna gehe, habe ich mich jetzt nicht davor gescheut, nackt ins Meer zu gehen ;). Der Atlantik ist einfach soooo kalt! Aber es war trotzdem richtig schön. Der Strand liegt richtig toll zwischen zwei Felsen und das Publikum ist sehr angenehm gemischt: Familien, Paare, Freundesgruppen, junge Leute, alte Leute und neben vielen PortugiesInnen ein paar TouristInnen wie wir…
Rota Vicentina: Wandern an der Algarve
Die Rota Vicentina umfasst 750 Kilometer Wanderwege rund um die ganze Region der Alentejo- und Vicentina-Küste. Hier haben wir uns für den 15 Kilometer langen Rundweg Nummer 14, Odeceixe ao Mar, entschieden. Die Strecke ist perfekt für eine Tagestour. In der Stadt hatten wir schon die Info-Tafeln entdeckt, die auf den gut ausgeschilderten Weg aufmerksam machen. Anfangs ging es ein Stück über Feldwege durchs Landesinnere, aber später geht es dann auf schmalen Sandwegen die Küste entlang. Das war richtig schön, aber auch sehr anstrengend in den Waden. Ihr kennt das sicher, wenn man einen Strandspaziergang macht, oder? Der Unterschied ist, dass hier der Sand nicht vom Wasser fest gespült wurde. Wir sind stattdessen mit jedem Schritt schön eingesackt 😉 Ein paar höhere Wanderschuhe verhindern hier sicherlich, dass der Sand in die Schuhe gelangt. Witzigerweise endet der Weg wieder an unserem FKK-Strand. Es war ganz praktisch, denn wir hatten keine Badesachen dabei. So konnten wir uns trotzdem im Wasser abkühlen, ohne die Blicke auf uns zu reißen 😀
Schlafen im Bauwagen in Odeceixe
Als wär das reine Urlaubsgefühl nicht schon genug, fühlten wir uns bei der Anreise zu unserer Unterkunft wie richtige Abenteurer. In der Beschreibung hieß es kurz vor der Ankunft: „Ihr biegt rechts ab und fahrt 10 Minuten ins Landesinnere. Dort geht es bergab ins Tal hinunter bis ihr hinter den Mülltonnen am Ortseingang ein gelbes Kutschrad seht. Dort biegt ihr links ab, fahrt durch den Fluss hindurch und dann gleich rechts den Weg hinein. Nach kurzer Zeit erreicht Ihr Euer Ziel.“
Das Ziel war eine kleine Oase: Ein sehr naturbelassenes, auf Selbstversorgerbasis eingerichtetes Grundstück mit einem Bauwagen und einem Zirkuswagen als Übernachtungsmöglichkeit. Der Strom wird über Solar bezogen, es gibt ein selbstgebautes Bad mit Komposttoilette und Regenwasser-Dusche (damit meine ich wirklich Regenwasser und nicht diese Luxus-Duschstrahler :D). Gekocht wird unter freiem Himmel. So etwas gäbe es in Deutschland einfach nicht: Ein Kühlschrank, der mitten am Feldrand unter einem Baum steht 😀
Zwei Abende haben wir dort verbracht mit ein paar regionalen Snacks, einer Flasche Wein und haben den Grillen beim Singen zugehört. Nach einem ausflugseichen Tag war es wunderschön in diese Natur-Oase zurückzukehren.
Hinweis: Leider ist die Unterkunft aktuell nicht auf AirBnB verfügbar. Sobald sich das ändert füge ich einen Link hinzu
Zweiter Stopp: Aljezur
Aljezur ist ebenfalls ein süßer Ort mit idyllischen Hügeln, felsigen Buchten und großen Stränden: Ein wahres Surfer-Örtchen. Wir sind hier im Guesthouse Arrifana Pines untergekommen. Es wird von einem sehr sympathischen Australier geführt in total familiärer Atmosphäre. Es ist wie ein großes Familienhaus umgebaut mit einzelnen Schlafzimmern und Badezimmern wie man sie von Zuhause kennt 🙂 Angrenzend an der Küche liegt das Wohnzimmer mit Rezeption, Bar und einigen Sitzmöglichkeiten. Und dann gibt es auch noch einen Garten mit Palmen.
Übrigens: Solltet ihr das Glück haben, zum Vollmond dort zu sein – der protzt nur so über den Hügeln Aljezurs. Das war unglaublich, wie riesig der hier erscheint! Davon abgesehen ist natürlich jeder Sonnenuntergang am Meer ein Spektakel für sich 🙂
Ausflug zum Praia de Bordeira
Hier am Praia de Bordeira kann man wunderbar einen ganzen Tag verbringen: Am Strand mit der süßen Beach-Bar, mit Spaziergängen bis zum Aussichtspunkt an den Klippen oder einfach Faul im Sand liegend. Ich meine sogar, dass hier auch Surfschulen Anfänger-Kurse geben, falls ihr richtig aktiv werden möchtet 🙂
Restaurant-Tipp: Gulli Bistrot
Leider sagt Google, dass das Gulli Bistrot vorübergehend geschlossen ist (scheint mir seit Corona), aber ich muss es hier erwähnen. Das Essen und die Atmosphäre waren einfach phänomenal: Super modern, etwas ausgefallen; einfach wirklich wirklich toll. So ein nettes Lokal kann man sich mal gönnen im Urlaub. Wir haben hier auf unseren letzten Abend angestoßen.
Bei meiner Recherche habe ich das „Pendant“ zum Bistro gefunden und es befindet sich in Aljezur selbst: Schaut mal hier bei Facebook von Gulli Lab vorbei.
Ward Ihr schon einmal an der Algarve und habt noch weiter Urlaubs-Tipps? 🙂
Lust auf weitere Wanderungen mit Meerblick? Dann schau mal hier auf meinem Blog vorbei: Alternative zum Teide-Sonnenaufgang: Teneriffas Alto de Guajara
Haha, Du solltest eine eigene Kategorie erstellen: Wanderungen, die an FKK Stränden enden. Ich fände es mega! ^^
Und jetzt hab ich so arg Sehnsucht nach Sonne und Wärme, dass ist fast unverschämt. Danke für Deine schönen Fotos!
Liebe Grüße
Corinna
Hi Corinna, haha, lieben Dank für deinen Kommentar. Dachte erst, das ist vielleicht zu persönlich, aber wunderbar wenn die FKK-Anekdote für einen Lacher sorgt 🙂
Viele Grüße, Simone
Liebe Simone,
Deine Bilder wecken Sehnsüchte nach Urlaubszielen, die ich in der Türkei und in Nordspanien so noch in den 80-er und 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts kennen lernen durfte. Ich wusste gar nicht, dass es noch so schöne Ziele in Portugal gibt, die sich die Ursprünglichkeit und die Herzlichkeit bewahren konnten. Eigentlich – und das meine ich nicht gegen diese wundervollen Artikel -dürfte man das gar nicht an die große Glocke hängen, denn sonst ist es in Kürze vorbei mit den letzten Traumkulissen in Europa.
Liebe Grüße von Matthias
Hey Matthias, danke für deinen Kommentar 🙂 Ich hoffe, dass sich der Naturschutz hier durchsetzt und wir noch ganz lange davon haben. Liebe Grüße, Simone
Absolutes Highlight, danke für die Impressionen;)
Ilka
Die Vorstellung der Algarve als das Outdoor-Paradies klingt fast zu schön, um wahr zu sein – aber mit euren lebhaften Erzählungen glaube ich sofort daran. Die humorvollen Anekdoten und eure persönlichen Erfahrungen verleihen dem Artikel eine unterhaltsame Note, als wäre man selbst dabei.
Liebe Grüße,
S. Sicht