Die DAV Sektion Passau hat vergangene Woche zum Vortrag der Hüttenwirte der Passauer Hütte in den Leoganger Steinbergen eingeladen.
Besonders seit der Karwendeldurchquerung fasziniert mich die Organisation und die Logistik, die hinter dem Betrieb einer (Schutz-)Hütte steht, und deswegen war ich gespannt auf die persönliche Erfahrung der beiden Wirte Evelyn und Michael.
„Die Hütte ist voll“
So wurden wir zahlreiche Besucher vom DAV begrüßt und der Vortrag über den „höchsten Ortsteil Passaus“ eröffnet. Evelyn ist die Hauptwirtin der Hütte und hat das Sagen auf 2051m, doch Michael ergreift nun außerhalb der vier Holzwände das Wort und warnt uns zunächst einmal vor: „Die romantische Vorstellung vom Leben eines Hüttenwirtes, die ihr aus Dokumentationen und Filmen habt, die bekommt ihr höchstens erst im zweiten Teil der Diashow zu sehen. Also lauft in der Pause nicht davon.“
2011 suchte die Sektion Passau für ihre Hütte dringend einen Nachfolger. Wegen Renovierungen sollte die Hütte eigentlich für eine Saison schließen, doch die Bauarbeiter bestanden während ihrer Arbeitszeit auf Verpflegung, sodass innerhalb von vier Wochen ein neuer Hüttenwirt gefunden werden musste. Die Dame neben mir am Tisch erklärte mir: „Es gab einige Bewerber, aber alles Aussteiger, die aus der Schutz- eine Partyhütte oder sonst was machen wollten.“ Umso mehr freute sich die Sektion über das Interesse von Evelyn und Michi. Zur Überzeugung wurden sie mit dem Hubschrauber hinaufgeflogen, und dann war da dieses Bauchgefühl, was die Zwei überzeugte das Projekt in Angriff zu nehmen.
„Alle sagten: Das geht nicht.
Dann kamen Zwei, die wussten nichts, und habe es einfach gemacht.“
Bis die Hütte so schön wurde, wie sie jetzt ist, gab es eine Menge Arbeit. In der ersten Saison war die Unterkunft noch ein „Drecksloch“. Es ist dreimal der Blitz eingeschlagen, alles war feucht und die Dusche hatte bloß 4°C. Für den neuen Betonanbau musste der Helikopter rund 1000 Rotationen fliegen und sogar Bagger für die Wasserleitung nach oben transportieren. Heute ist die Hütte voll ausgestattet mit Kläranlage und Kraftwerk. „Es ist wie ein Wunder, dass in den Kalkalpen überhaupt eine Quelle fließt, und das nur 1200m von unserer Hütte entfernt.“
11 Tonnen Altlasten wurden insgesamt vom Hubschrauber ins Tal geflogen und 20 Tonnen an neuem Bedarf wieder hinauf. Zum Glück hatte Evelyn schon etwas Hütten- und Gastroerfahrung und konnte ungefähr einschätzen, wie viele Zwiebeln und wie viel Klopapier pro Saison benötigt werden. Alles was vergessen oder aufgebraucht wird, muss eigenhändig die 1000 Höhenmeter hochgetragen werden.
So kam es einmal vor, dass das Brot ausging und Michael um halb vier morgens aufstehen musste, damit die 40 hungrigen Gäste zum Frühstück versorgt waren.
Heute kommen bis zu 9000 Tagesgäste und 1100 Übernachtungsgäste pro Saison zu Besuch, um die einfache Stube oder neue Terrasse mit fantastischem Ausblick auf das Steinerne Meer, den Watzmann, den Großglockner, das Mitterhorn oder ins Tal Saalfelden zu genießen.
„Der einzige Rückzugsort ist der Anbau für die Kläranlage“
Deshalb ist ein gutes Team auf der Hütte sehr wichtig, um den Betrieb reibungslos am Laufen zu halten. Man habe so gut wie keine Intimsphäre. Und wenn man bei schlechtem Wetter doch mal alleine ist, findet man bei den Haustieren Gesellschaft. Jedes hat einen Namen und eine Funktion: Der Hund beschützt die Hühner vor Füchsen, damit sie die Krümel auf der Terrasse aufsammeln, und er schützt die Hütte vor unangenehmen Leuten. Die Katzen töten die Mäuse – bis zum Gipfel findet man wohl keine einzige in lebendigem Zustand. 😉
„Ob sich das lohnt? – Nein, aber es tut gut!“
Als Hüttenwirt dürfe man nicht wirtschaftlich denken, sonst werde man nicht glücklich. Worauf es ankommt seien die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Berge und die Natur, die einem das gute Gefühl bei der Arbeit geben. Die Gesellschaft nehme alles für selbstverständlich: Das Essen auf 2000m Höhe, die Strom- und Wasserversorgung. Doch wer zu materialistisch denkt, wird als Hüttenwirt über kurz oder lang scheitern.
Ein sehr anregender Vortrag! Ich kann es kaum erwarten, zur nächsten Saison mal auf der Hütte vorbeizuschauen!
Ich bedanke mich bei Evelyn und Michael für die Bilder!
Vielen Dank für den sehr gelungenen und informativen Blog. Der Abend war eine tolle Werbung für die Hütte und unsere Sektion. Übrigens, Michi ist ab 1.1.15 in der Gemeinde Schneizlreuth (unmittelbar hinter der Grenze) beschäftigt, dann hat die lange Fahrerei aus dem Raum von Augsburg ein Ende – die beiden haben es verdient.
Ein Vorschlag: Könnten Sie nicht aus dem Blog einen Artikel für unser Jahresprogramm 2015 machen, das hat zwar noch ein bisschen Zeit, aber es wäre eine schöne Erinnerung an diesen Abend
[…] „Hüttenleben auf der Passauer Hütte“ von Michael bei einer DAV-Veranstaltung. […]