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Reel Rock 9: Der Klettersport und seine Erfolgsgeschichte

Die Wochen verstreichen, aber meine Begeisterung für den Film „Valley Uprising“ bei der ReelRock Europe Filmtour bleibt. In meinem Gastbeitrag auf dem Passauer Kulturblog Kultürlich – natürlich Kultur habe ich ja schon von dem Wandel der Kletterkultur im Yosemite Nationalpark berichtet, und dabei den Artikel über die Entwicklung des Klettersports in den letzten 65 Jahren versprochen.

Die Kletterpioniere des Golden Age in den 50er und 60er Jahren waren Royal Robbins und Warren Harding – zwei Kletterfanatiker, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Royal Robbins zeichnet sich durch sein „sauberes Klettern“ mit möglichst wenig Bohrlöchern und Seilzughilfen aus und kletterte als Erster die 600 Meter hohe Nordwestwand des Half Dome. Der 2693 Meter hohe Berg ist neben dem El Capitan heute mit das meistfotografierte Motiv des Nationalparks.

DSCI0980Warren Harding wurde als „Bauarbeiter mit Alkoholproblem“ und als Gegenteil von Robbins bezeichnet. Als jemand, der alles nicht so ernst sieht und es auf seine Weise regelt. Warren wollte Robbins Kletterleistung am Half Dome mit der  Besteigung des El Capitan über die 900 Meter hohe Kletterroute The Nose übertrumpfen. Zwei Jahre verbrachte Warren mit seinen Kollegen fast ausschließlich an der Wand und schlug dabei rund 300 Bohrhaken in die Felsen. Ein gefundenes Fressen für seinen Rivalen: Er machte sich ebenfalls über die Südkante auf den Weg Richtung Gipfel und wollte dabei alle Haken wieder entfernen. Doch schließlich wurde bei Robbins – statt der brodelnden Wut – Begeisterung für die Kletterkünste seines Konkurrenten geweckt. Durch seine Jahrelange Vorarbeit schaffte es Robbins The Nose innerhalb nur einer Woche zu klettern. Und wie schaut es nach 14 Jahren Kletterrivalität bei den beiden aus?  Während Robbins sich mit Outdoor-Bekleidung selbstständig machte, haust Warren wahrscheinlich immer noch bei seiner Mutter zu Hause…

Lynn Hill on Half Dome, ph_Charlie Row 1977_smallIn den siebziger Jahren wurde Free-Climbing populär, wo man Seil und Haken nicht mehr als Hilfsmittel, sondern nur noch zur Sicherung nutzt. Die sogenannten Stonemasters sorgten dafür, dass Klettern zum ersten Mal als Sportart ernst genommen wird und sowohl mentale Stärke als auch ein hohes Grad an Fitness erfordert. Die Kritik seitens Robbins lautete, dass dabei Geld im Vordergrund stünde und nicht mehr das Gefühl, mit der Natur eins zu werden. Unter anderen kletterte Jim Bridwell The Nose schließlich innerhalb eines Tages, wobei es eine Frau, und zwar Lynn Hill, war, die The Nose als erster Mensch frei kletterte!

 

 

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Die Stone-Monkeys sind seit den 90er Jahren schließlich fürs Speedklettern  bekannt. Schnelleres, weniger gesichtertes Klettern lässt Dean Potter schließlich The Nose in 2,5 Stunden klettern und er schaffte beide, El Capitan und Half Dome, innerhalb eines Tages. Alex Honnold überbot sein Vorbild Potter mit zwei Stunden, 23 Minuten und überraschte alle in der Kletterszene: Denn während Dean aussieht, wie ein knallharter Typ, tauchte Alex als dünner, schlaksiger Junge im Yosemite auf. Aber von der E.O.F.T wissen wir, dass er mit Kletterschuhen am Fuß zum Superhelden wird und uns mit seinen Free-Solo-Kletter-Künsten immer wieder Gänsehaut beschert.

In 65 Jahren hat sich viel verändert – vom Klettern mit Seilen aus alten Telefonkabeln bis zum Free-Solo – Profiklettern ohne jegliche Hilfsmittel. Aber die Lust nach Abenteuer, die ist immer noch die gleiche.

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Danke an ReelRock für die Fotos.

Danke an Franz von der Kletterhalle Grenzenlos Klettern in Freinberg für die Veranstaltung des Films.

Danke an Werner von denk bike+Outdoor fürs mitnehmen.

Danke an kultürlich-natürlich Kultur für den Gastauftritt und die nette Vorstellung 🙂

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