Wenn man doch die Outdoor-Saison in Deutschland auf das ganze Jahr erweitern könnte… damit meine ich nicht nur wandern gehen, oder Skifahren im Winter, sondern auch draußen übernachten. Als Anlass für das #OutZeitimWinter-Experiment kam das Outdoor Camp in der Eifel wie gerufen. Mit der Anmeldung und der Ankündigung im Blog gab es kein zurück mehr für mich: Jetzt wird im Winter gezeltet!
Wintercamping vs. Sommercamping: Eis am Zelt statt Eis am Stiel
Ich habe mir vorher sehr viele Gedanken gemacht wie es wohl sein würde und wie kalt es nachts in NRW werden kann. Der Unterschied von Zelten im Winter zu Sommer ist definitiv die Beweglichkeit, da man durchweg super dick eingepackt ist. Jede Bewegung ist somit etwas mühseliger, obwohl es im Winter zum Warmhalten doch umso wichtiger ist. Einige wärmende Camping-Tipps habe ich vom Sommer-Zelten übernommen (da kann es abends ja auch schon ganz schön kalt werden ;)); andere Tipps habe ich von Lesern über Twitter erhalten:
- Auf keinen Fall kalt in den Schlafsack steigen! Lieber vorher ein paar Hampelmänner machen oder einen kleinen Hügel hochlaufen.
- Alkohol durch Tee austauschen, weil Alkohol die Gefäße weitet und den Körper schnell auskühlen lässt: Das wärmende Gefühl ist nur so lange von Dauer, bis man die Wärme über die Haut an die Luft abgegeben hat.
- Zelt durchlüften, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
- Eine gute Isolation zum kalten Boden ist alles!
Start ins Winterabenteuer: Outdoor Camp in Schleiden, Eifel
Als ich Mitte November beim 13. Outdoor Camp angekommen bin, war sofort klar: Ich habe es mit echten Profis zu tun: Nämlich mit Axel von der Outdoorseite und Rene von Outdoorspirit. So viel Camping-Equipment hätte ich mir nie erträumen können. Was es alles gibt!
Weil ich erst am 2. Tag angereist bin, stehen die Zelte bereits akkurat auf dem Zeltplatz aufgebaut. Ich will mein Glück ja nicht gleich herausfordern und taste mich mit einer Übernachtung langsam an das Winter-Abenteuer heran. Die Feuerstelle liegt beim Campingplatz Schafbachmühle neben dem Tipi etwas abseits des Zeltplatzes. Als ich ankomme brodelt der Kaffee bereits auf dem Feuer, der Sandwich-Maker geht reihum: Eine ordentliche Stärkung für die bevorstehende Wanderung auf dem Eifelsteig (Etappe 5), unsere Aktivität für den heutigen Tag.
Eifelsteig Etappe 5: Vor dem Zelten wird gewandert
Es wird gemütlich in den Tag gestartet und wir wandern gegen 13 Uhr los. Während die Camping-Tage im Sommer sehr lang sind, haben wir jetzt im November nur noch knapp vier Stunden Tageslicht; gerade genug Zeit für 17,4 Kilometer ohne große Wanderpause. Die Tour startet in Schleiden-Gmünd und führt bergauf in den herbstlichen Wald hinein. Ein Highlight ist die Aussicht von der Schutzhütte Kuckucksley über das Oleftal. Ansonsten ist diese Etappe des Eifelsteigs meiner Meinung nach recht unspektakulär, da sie meist über breitere Forstwege führt. Aber das sonnige Wetter, die Gruppe und die Bewegung bereichern den Nachmittag und läuten das winterliche „Draußen-Sein“ hervorragend ein, was in der kalten Jahreszeit meistens viel zu kurz kommt.
Must-Do beim Wintercamping: Lagerfeuer
Ohne Lagerfeuer überlebt man sicherlich kein Winter-Camp. Etwas müde und verschwitzt von der Wanderung heißt es jetzt: Schnell das Feuer entfachen. Allerdings ist das gar nicht so einfach, da sich am Boden bereits Reif gebildet hat. Hier kommen wieder die Experten ins Spiel: Die haben etwas Holz nach dem Frühstück zum trocknen an die Feuer-Glut gelegt, sodass wir eine halbe Stunde später sicher sein können, dass hier heute noch gekocht und nicht gefroren wird. Ein Lagerfeuer-Highlight ist sicherlich das selbst zubereitete Pulled Pork im Dutch Oven, welches wir ganze vier Stunden beim bruzzeln auf den wärmenden Flammen beobachten. Das warten hat sich definitiv gelohnt und so geht es nach dem Mitternachtssnack gut gestärkt in den warmen Schlafsack.
Ersterfahrung: Zelten bei Minusgraden
Besonders hart ist es, vom heißen Feuer raus in die dunkle, eisige Nacht zu treten. Jetzt wird es ernst, denn vom Lagerfeuer sind es ein paar Hundert Meter zum Zeltplatz. Die Kältefront verdrängt die angestaute Müdigkeit, aber die Bewegung vor dem Schlafengehen tut gut. Ausgestattet mit Skiunterwäsche, Jogging-Anzug, Schal und Mütze klettere ich in den Winter-Schlafsack und stecke von Kopf bis Fuß in Daunen. Trotzdem fühle ich mich null eingeengt. Es ist super gemütlich hier im Zelt. Mitten in der Nacht werde ich sogar wach, weil mir zu warm ist: Bei minus 2 Grad? Gutes Equipment ist einfach alles…
Zelten im Winter: Der Morgen danach
Das Allerbeste beim Zelten im Winter, das gibt es am Morgen danach. Beim Öffnen des angefrorenen Zeltreißverschlusses eröffnet sich der Blick in die weiße Natur. Zwar ist die Landschaft nicht schneebedeckt, aber überall haben sich winzige Eiszapfen gebildet: An den Gräsern, Blättern, Bäumen und an all unseren Sachen. Alles ist noch ruhig und friedlich und ich könnte ewig hier im warmen Schlafsack liegen und nach draußen schauen.
Fazit zum Winter-Camping in der Eifel
Würde ich es wieder tun? Mit Sicherheit. Aber ohne die gute Organisation von Axel und das perfekte Equipment (geliehen von Rene) wäre diese Aktion gar nicht möglich oder viel weniger komfortabel gewesen. Großen Dank dafür! Mir gefällt der Gedanke, sich im Winter nicht davon abhalten zu lassen draußen zu sein und sogar typische Sommeraktivitäten durchzuführen. Habt Ihr Erfahrung mit Zelten im Winter? Oder bleibt es für Euch eine Sommer-Erfahrung?
Ihr wollt Euch noch mehr in das Thema Wintercamping einlesen?
Sebastian hat auf seinem Blog Campingliebe wertvolle Tipps zusammengefasst: Was brauchst du zum Wintercamping? Wie bereitet man sich am besten vor? Wie bleibt man warm u.v.m. Hier gehts zum Artikel.
Hier könnte ich ewig bleiben: Im warmen Schlafsack mit Blick nach Draußen
Sehr schöner Bericht – mal ganz was anderes! Mutig! Und Grippe, Schnupfen, Heiserkeit, oder alles gut gegangen?
LG Matthias von reiseblog-nrw.de Hast Du Lust auf einen Gastbeitrag in meinem NRW-Blog mit direktlink?
Hallo Matthias,
danke Dir! Tatsächlich waren wir gut angezogen und ausgestattet, sodass wir keinen Schnupfen und keine Erkältung davongetragen haben. War alles wunderbar 🙂
Viele Grüße
Simone
Sehr mutig, ich hätte mir den A**** abgefroren 😀 aber toll, weiter so
Hi Laura, danke Dir für deinen Kommentar! 🙂
Hallo Simone!
Klingt echt nach einem unglaublichen Erlebnis! Aber von meiner Seite aus, als sehr kälteempfindlicher Mensch… Also das hätte ich nicht geschafft! Echt stark von dir! Magst du uns vielleicht weiter über das Equipment, welches ihr benutzt habt, aufklären? Muss wahrscheinlich total anders an die Verhältnisse angepasst sein, als im Sommer! Würde mich echt interessieren.
Liebe Grüße
Sofia
Hi Sofia, lieben Dank für deinen Kommentar 🙂 Ja, das Equipment war schon darauf ausgelegt: Der Schlafsack bis in die Minustemperaturen tauglich und eine dickere Isomatte. Das Equipment hat mir damals René von https://blog.outdoor-spirit.de zur Verfügung gestellt – ich wollte mir nicht alles für einen Test kaufen, deswegen bekomme ich die genauen Daten/ Marken nicht mehr zusammen.Sorry. Viele Grüße, Simone
Also im Wohnwagen campe ich auch gern mal im Winter, aber im Zelt ist eine ganz andere Herausforderung. Respekt, find ich sehr cool. Viele Grüße Christiane
Danke Christiane, für deinen Kommentar. Ja, Wohnmobil/ Wohnwagen finde ich auch sehr gemütlich 🙂
Hi, da ich das auch gerne einmal probieren möchte und ehrlich gesagt vom tagelangen recherchieren bezüglich Schlafsack, Unterlage Isomatte, Skiunterwäsche welche(?)..und Du nicht gefroren hast, was ja das Wichtigste ist bei solchen Aussentemperaturen, würde ich mich sehr freuen wenn Du uns, mich an dem warmen outdoorsachen teilhaben lassen könntest. Keine Angst ich meckerte auch nicht, wenn ich dich friere aber vor lauter Angeboten finde ich jetzt überhaupt nichts mehr😫was sehr frustrierend ist. Du kannst mir auch gerne unter meiner mailadresse antworten..
Andere Frage: Das ganze Winterequipment wurde doch sicher im Auto transportiert oder? Kann mir nicht vorstellen, dass jmd son Kessel am Rucksack hängen hat..
Guten Abend,
Ich bin Alexander und 45 Jahre alt.
ch habe diesen Beitrag gerade zufällig gefunden. Für mich ist Zelten auch nicht nur etwas für den Sommer! Ich finde es so schade, daß viele Campingplatz-Betreiber anscheinend immer noch im Denken verhaftet sind, daß Zelten nichts für den Winter ist. Ich habe schon erlebt, daß ich auf die fernmündliche Nachfrage, ob ich mein Zelt aufstellen kann, barsch zurückgewiesen wurde. Das empfinde ich als Bevormundung! Wild Zelten geht alleine schon mal gar nicht.
Ich vermisse bei vielen Platzbetreibern den Geschäftssinn und die Bereitschaft, im Winterhalbjahr eine „Grundversorgung“ anzubieten. Einfach monatelang dichtzumachen empfinde ich als Armutszeugnis.
Schönen Gruß,
Alex